Philosohpie

„Die Beerdigung sollte nicht der schlimmste Tag des Lebens werden, an die sich alle nur mit Schrecken erinnern“

Mir ist es wichtig, dem Verstorbenen einen letzten respektvollen Dienst zu erweisen. Meine Reden beziehen sich immer nur auf das Leben des Verstorbenen. Durch diese Anekdoten, Geschichten und Episoden lebt der Verstorbene vor dem geistigen Auge des Zuhörers und auch vor meinem wieder auf. Eines der schönsten Feedbacks war für mich, als Angehörige mich nach der Trauerfeier fragten: „Haben Sie meinen Bruder gekannt?“

„Dem Verstorbenen und den Angehörigen einen schönen Abschied ermöglichen“

Trauernde legen Wert auf eine gute Begleitung und eine individuelle Verabschiedung. Man sollte ihnen Mut machen, die Feier mitzugestalten und sich auszudrücken, was der Verstorbene ihnen bedeutet hat. Ich bin ein Mensch, der an der Lebensgeschichte des Verstorbenen interessiert ist. Was machte ihn zu dem besonderen Menschen, als der er geliebt und geschätzt wurde? Ich möchte den Angehörigen einfach in ihrer Trauer eine Stütze sein und ihnen vermitteln, dass mit dem Ende der Trauerfeier nicht alles abgeschlossen ist. Ich möchte dem Verstorbenen und den Angehörigen einen schönen Abschied ermöglichen.

„Dem Menschen Respekt zollen, im Leben und im Tod“

Es entspricht meinen Werten, dass jeder Mensch, unabhängig von seinem Glauben, seinem Nichtglauben, seinen ruhmreichen Erfolgen sowie seinen Verfehlungen, Respekt und Wertschätzung verdient, im Leben aber auch im Tod. „Das schönste Denkmal, das ein Mensch bekommen kann, steht in den Herzen der Mitmenschen“, hat der Theologe, Arzt und Philosoph Albert Schweitzer einmal gesagt. Den Grundstein für dieses Denkmal legt der Mensch mit seinem Leben, mit seinem Wirken, seinem Wesen und all dem, was ihn unvergessen macht. Mit meiner Trauerrede gestalte ich das Bild, wie uns ein geliebter Mensch, ein vertrauter Freund, langjähriger Vereinskamerad, enger Kollege oder geschätzter Mitarbeiter in Erinnerung bleibt. Mein Ziel ist es, bei der Trauerfeier mit meiner Rede oder am Grab des Verstorbenen dieses Denkmal zu enthüllen.

„Die Trauerrede richtet sich nicht nur an den Menschen von dem es Abschied nehmen heißt“

Eine Trauerrede richtet sich ebenso an die Hinterbliebenen, die in dieser Situation für jedes Wort des Trostes dankbar sind. Doch was kann uns in einem solchen Moment, mit Gefühlen zwischen Fassungslosigkeit fast wütender Verzweiflung und tiefem Leid, wirklich ermutigen? Gleich einem Balanceakt gilt es, zwischen dem Maß an Erinnerungen, Anteilnahme und dem Schmerz der Hinterbliebenen abzuwägen. Es ist wichtig, die ausgewogene Mitte zu finden, die dem Verlust gerecht wird und ihre Wertschätzung gegenüber dem Verstorbenen ausdrückt und den Schmerz nicht verstärkt. Meine Rede soll die Verbundenheit mit dem Toten und die Achtung vor ihm ausdrücken.

Portraitfoto Trauerrednerin Sabine Nordhausen